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Fichte & Tanne

  • Literarisch - botanische Beschreibung
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Klarheit und Weisheit verströmen

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Jeder Baum ist ein Unikat, einzigartig in seiner Ausdrucksform, seiner Gestalt, seinem Habitus. Insbesondere tun sich die augenfälligen Laubbäume
als Einzelcharaktere hervor und lenken selbstbewusst die ganze Aufmerksamkeit und alle Sinne auf sich. Freilich sind auch die Nadelbäume, wie die Fichte oder Tanne, unverwechselbar und einmalig, allein die Wahrnehmung ist eine andere:
Steht man vor einer Gruppe dieser Bäume, hebt sich meist kein Einzelcharakter hervor, man sieht nicht unbedingt den einzelnen Baum, das Interesse
bleibt vielmehr bei der Gruppe – dem Tann, wie es unsere weise Sprache schon immer zum Ausdruck brachte, wenn es um einen Fichten- oder Tannenbestand
geht. 

Fast wie ein Einzelwesen empfindet der stille, staunende Beobachter die Ausstrahlung eines solchen Tanns, oftmals wie eine schwere, dunkelgrüne,
im Ungefähren schwimmende Mannigfaltigkeit. Das Auge findet kaum Halt, der Wind rauscht durch alleBäume zugleich, wie ein sanfter Atem des Waldes.


Das harzige Aroma füllt den Waldbesucher dann völlig aus. Doch die Einheit der Vielfalt kann überfordern, so dass sich mancher wieder aus dem ungewohnten
Eindruck lösen muss und sich schließlich abwendet.

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Tiefes Durchatmen für Beweglichkeit

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Unsere Vorfahren glaubten, dass gerade die Nadelbäume in der Lage seien, ihnen Krankheiten abzunehmen (siehe Holunder). Heute wissen wir, dass alleine das Einatmen der Waldluft – die besonders im Nadelwald eine Art Heilluft ist – genügt,
um gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden. Sebastian Kneipp empfahl seinen Patienten mit Bronchitis oder Asthma regelmäßige ausgedehnte
Spaziergänge in Nadelwäldern. Und er schlug ihnen vor: Sie sollten sich dabei aus dem frischen Harz kleine Kügelchen formen, sie lutschen und hinunterschlucken.
Für Kneipp waren solche Waldspaziergänge und der frische Harzgenuss die einfachste Art, die Lunge zu stärken und Krankheitserreger abzutöten.
Verantwortlich für diese Fähigkeiten zeichnen das ätherische Öl der duftenden Nadeln und das stark desinfizierend wirkende Harz. Apropos Harz. Natürlich gilt auch heute noch: Wer regelmäßig Harzstückchen kaut, stärkt sein Immunsystem und hält darüber hinaus das Zahnfleisch gesund sowie die Zähne weiß.

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Baum der Erleuchtung und der Erlösung

 

Bei Fichte und Tanne fällt vielen am ehesten der Weihnachtsbaum ein, danach vielleicht der Maibaum. Das macht die Bäume selbst für unsere
weitgehend säkularisierte Welt, die in den Bäumen keine beseelten oder gar göttlichen Wesen mehr zu sehen vermag, zu etwas Besonderem, um nicht zu
sagen Ehrfurcht Erweckendem. Als Weihnachtsbaum hat die Fichte der Tanne inzwischen den Rang abgelaufen. Was man gemeinhin „Tannenbaum“ nennt, ist in Wirklichkeit meist eine Fichte.
Da der Wald früher in dem Ruf stand, eine heilige 
Macht zu sein, holte man sich mit Tanne und Fichte folglich eine göttliche Kraft ins Haus. Die Tanne wurde als derart heilig angesehen, dass ihr widerrechtliches Fällen sieben Jahre Unglück bringen
sollte. Hand an eine Tanne zu legen, konnte also ausschließlich mit einer rituellen Handlung gerechtfertigt werden.
Mythologisch gesehen besteht zwischen Fichte und Tanne so gut wie kein Unterschied. Alle Nadelbäume, mit Ausnahme der Lärche, sind immergrün.
Auf diese Weise wurden sie zu Symbolen des immerwährenden Lebens. Sie bewahren ihre Frische selbst noch in Zeiten, da alles pflanzliche Leben ringsum wie abgestorben aussieht.... 

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