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Erle

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Mit Widersprüchen umgehen

 

Der Klang ihres Namens steigt in uns auf wie klares Wasser einer verwunschenen Quelle, die am Fuße eines heiligen Berges entspringt. Es ist ein gutturaler Laut aus unbekannten Tiefen der Kehle – fast wie ein vertontes Abbild ihrer braunroten
Gestalt, die ahnen lässt, wie kraftvoll sie sich dem Erdinneren entrissen hat, um der Sonne die Stirn zu bieten: Erle – Erde.


Steht man im Schneeregen eines eisigen Wintertages vor ihr, hat man den Eindruck, als hüte sie ein tiefes Geheimnis aus dem Inneren ihrer ewig dunklen Heimat und als müsse sie im ungewohnten Licht die Augen ein wenig zusammenkneifen. Allzugerne hüllt sie sich dann in dichten Nebel und ihre dunkelvioletten Kätzchen tauchen ihre feuchte Umgebung in die diffusen Farben der Erde. Sie ist sehr still, doch oft schleicht sich ein sanfter Bachlauf murmelnd in ihr Schweigen – ein Schweigen, in dessen Schwere die Zeit zu schlafen scheint. Sie
liebt die unmittelbare Nähe des Wassers in jeder Form, ob vom Himmel träufelnd oder in ihrem Schatten gurgelnd, gerne auch an Quellaustritten, was den Anschein ihrer Erdverbundenheit nochmals festigt. Ihr feingliedriges Wurzelwerk schlägt
sie am liebsten in torfigen, wasserschweren Boden.... (WEITER)....

Zusammenziehen, was zusammengehört

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Nicht nur die Wurzeln der Erle steckt voller Gerbstoffe, die sich bei Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft rot färben – auch die grünen Blätter und die Rinde enthalten bis zu 20 % Gerbstoffe. Diese schützen die Pflanze vor Fäulnis und verhindern das Eindringen von Nässe, Bakterien und Schädlingen. Es handelt sich dabei um kompliziert gebaute phenolische Verbindungen. Sie gerben tierische
Häute und Felle zu Leder. Auch menschliche Haut und Schleimhaut „gerben“ sie, indem sie die darin enthaltenen Eiweißstoffe binden und in unlösliche, widerstandsfähige Stoffe verwandeln. Auf dieser Fähigkeit beruht ihre Heilwirkung: Sie ziehen die Oberfläche der Haut zusammen, adstringieren sie. Durch diese zusammenziehende Wirkung dichten sie auch die Wände der Blutgefäße und Kapillaren ab, stillen Blutungen und lassen Ödeme abschwellen. Gleichzeitig entziehen sie den auf verletzter Haut und Schleimhaut angesiedelten
Bakterien den Boden, verhindern Entzündungen und vertreiben Viren, Bakterien und Pilze. In der Folge bildet sich auf der Haut eine Kruste, eine dünne Membran, die die Haut schützt und weitere Krankheitserreger abhält. Langsam heilt die Wunde, es bildet sich wieder neues, intaktes Gewebe..

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Herrin über den Lauf der Zeit

 

Wie die Birke, so zählt auch die Erle zu den sieben heiligen Bäumen des keltischen Hains. Während die Birke zur Sonne und zum Sonntag gehörte, war die Erle dem Samstag und damit dem Planeten Saturn zugeteilt. Sie schließt also den Kreis der
Wochentage, um ihn wiederum in einen neuen Anfang zu überführen. Vor dem Neubeginn steht, wie überall im Zyklus des Lebens, der Durchgang
durch ein Sterben, das Abstreifen einer alten Haut. Baum des nahenden Endes nennt Michael Vescoli die Erle in seinem Buch über den keltischen Baumkalender.
Das passt sehr gut zum Samstag und seinem Planeten.  

 

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